Am 14. April fand im Online-Format die 2. Sitzung des Deutsch-Russischen Wirtschaftsrates statt. An der Veranstaltung mit den Wirtschaftsministerien und Unternehmensverbänden aus den beiden Ländern haben zahlreiche Vertreter der Handels- und Industriekammer der Russischen Föderation (HIK Russland), darunter Wladimir Padalko, Vize-Präsident, Dr. Sergey Nikitin, Leiter der Repräsentanz in Deutschland, Walerij Sergeenko, Vorsitzender des Ausschusses für Unternehmertum im Gesundheitswesen und Medizinindustrie, Alexander Timofeetschew, Mitglied des Rates für IT und Digitalwirtschaft, Präsident des sibirischen IT-Clusters sowie Vertreter der Abteilung für Zusammenarbeit mit Niederlassungen und Repräsentanzen ausländischer juristischer Personen in Russland teilgenommen. Der russische Teil der Sitzung wurde von Wladimir Ilyichev, dem stellvertretenden Minister für Wirtschaftsentwicklung moderiert. Auf der Tagesordnung standen bilaterale Unternehmenskooperationen in der Medizintechnologie im Rahmen des russischen Nationalprojektes „Gesundheitswesen“, Ausbau und Diversifizierung des Exports aus Russland nach Deutschland, Einreiseregelungen für ausländische Fachkräfte sowie Lokalisierung ausländischer Softwarelösungen in Russland.
Der Vize-Präsident der HIK Russland Wladimir Padalko stellte in seiner Rede die Umfrageergebnisse unter den Mitgliedsunternehmen regionaler Handelskammern vor, die den aktuellen Stand in der Zusammenarbeit russischer Firmen mit deutschen Geschäftspartnern ermitteln sollte. An der Befragung haben dutzende Firmen – überwiegend KMU – aus 16 Föderationssubjekten teilgenommen.
Deutsche Unternehmen gehören laut Umfrage nach wie vor zu den begehrtesten Investoren und Handelspartnern Russlands. Gleichzeitig registrierten regionale Kammern einen Abwärtstrend des bilateralen Handelsumsatzes, insbesondere im westlichen Teil Russlands, der traditionell eng mit Deutschland zusammenarbeitet.
Unter den Gründen nannten die Befragten eine starke Bürokratisierung des Außenhandels mit Russland. Außerdem entstehen für die russischen Exporteure Mehrkosten durch umfangreiche und kostspielige Zertifizierungs- und Genehmigungsverfahren.
Ein weiteres Problem für den Außenhandel mit Deutschland stellt ein kompliziertes Antragsverfahren beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle bei Exporten der Maschinenanlagen und der Ersatzteile nach Russland dar. Für die russischen Importeure verzögern sich dadurch Lieferungen sowie Montage- und Wartungsarbeiten.
Zu den weiteren Hemmnissen für die Handelspartner aus Russland gehören nach Ansicht der Befragten die aufwendigen und preisintensiven Zertifizierungsverfahren in Deutschland und der EU. Die Unternehmensvertreter aus den Bereichen Kosmetika, Kinderwaren, Medizinprodukte, Chemie benannten die Zertifizierungskosten zwischen sechs und 36 Tsd. Euro, die für die Zertifizierung eines einzelnen Produktes notwendig sind.
Aus Sicht des Vize-Präsidenten der HIK Russland sprechen diese Umfrageergebnisse für einen Nachholbedarf in den bilateralen Handelsbeziehungen und die Notwendigkeit die bestehenden Markteintrittsbarrieren abzubauen.