In Pandemiezeiten ist die Handels- und Industriekammer der Russischen Föderation als größte und älteste Unternehmensvereinigung besonders gefordert. Mit einem breiten regionalen Netzwerk von über 180 Kammern und zahlreichen Fachausschüssen ermöglicht die HIK Russland sowohl einen wirtschaftspolitischen Rundumblick als auch eine Momentaufnahme von Branchen und Regionen. In diesem Beitrag werden einzelne Ausschnitte aus den aktuellen Interviews und öffentlichen Auftritten des Präsidenten der HIK Russland Sergey Katyrin veröffentlicht.
Über die Abgrenzung der Kompetenzen der Handelskammer und Ministerien
– Wir sind keine staatliche Organisation und auch keine Bürokraten. Unsere Aufgabe ist es, die Wirtschaft zu unterstützen, alle unsere regionalen Kammern sind als Mitglieder des HIK-Netzwerkes unabhängig. Es ist kein Dienst nach Pflicht, wir vertreten die Interessen der Wirtschaft gegenüber dem Staat und agieren als „Filter“ für unüberlegte Entscheidungen bezüglich des Unternehmertums.
Über die wichtigsten Aufgaben im Jahr 2021
– Das Wichtigste ist, den Unternehmen zu helfen, die Schwierigkeiten der Pandemie zu überwinden, wenn man so möchte, die Unternehmen zu retten, das gilt insbesondere für die kleinen und mittleren Firmen. Wir haben die Änderungsanträge für drei staatliche Soforthilfsmaßnahmen zur Unterstützung der Unternehmen sowie für den Nationalen Aktionsplan für Wirtschaftsaufbau vorbereitet. Die meisten Vorschläge wurden berücksichtigt, und das ist richtig, denn der wirtschaftliche Aufbau ist eine direkte Aufgabe der Unternehmen.
Im Hinblick auf die postpandemische Realität bemerkte der HIK-Präsident Sergey Katyrin bei seinem Auftritt im Rahmen des jährlichen internationalen Diskussionsforums Primakov-Lesungen* im Juni 2021 in Moskau, dass es ein langer Weg sein wird, bis die Welt die Covid-Krise überwunden hat. Die echten Mechanismen zur Krisenüberwindung lassen sich laut Katyrin aus dem Vermächtnis von Evgeny Primakov ableiten, deren bemerkenswerte Eigenart in der Fähigkeit bestand, die Ereignisse in Russland und der Welt gründlich zu analysieren und auf dieser Grundland mögliche Antworten auszuarbeiten.
Aus Sicht des HIK-Präsidenten bedeutet dies keineswegs, dass Russland sich von der Außenwelt abschotten soll. Er erinnerte in diesem Zusammenhang an eine der ersten öffentlichen Aktivitäten der Kammer nach der Ernennung von Primakow zum Präsidenten — die Verabschiedung des Konzepts der Handelskammer über die Notwendigkeit eines WTO-Beitritts. Trotz der Herausforderungen der vergangenen anderthalb Jahre setzt die russische Handelskammer ihre Beziehungen zu den Geschäftskreisen der meisten Länder fort, so Katyrin.
*Der berühmte Politiker, Staatsmann und Experte für den Nahen Osten Evgeny Primakov war Russlands Außenminister in den Jahren 1996-1998 und Ministerpräsident von 1998 bis 1999. Im Jahr 2001 wurde er zum Präsidenten der Handels- und Industriekammer der Russischen Föderation gewählt und hielt dieses Amt bis 2011 inne. Seine herausragende Persönlichkeit hat die Tätigkeit und Ausrichtung der Handelskammer während des neuen geschichtlichen Abschnittes nach dem Ende der Jelzin-Ära bedeutend geprägt.
Zu Ehren von Evgeny Primakov veranstaltet die HIK Russland jährlich die Primakov-Lesungen, einen jährlichen Diskussionsforum über aktuelle wirtschaftspolitische und gesellschaftliche Themen.