Laut einer aktuellen Umfrage der Handels- und Industriekammer der Russischen Föderation (HIK Russlands) bestätigte fast die Hälfte von den 27 Tsd. befragten KMU aus 83 Regionen, ihre laufende Geschäftstätigkeit bereits wiederaufgenommen zu haben. Weitere 32 Prozent der Unternehmen haben sich an die neuen Gegebenheiten weitgehend angepasst und verzeichnen inzwischen wieder Einnahmen. 13 Prozent haben im Zuge der Pandemie ihre Unternehmen bereits aufgelöst, weitere 7 Prozent befanden sich zum Zeitpunkt der Studie in einer Firmenliquidation.
Einen Plan zum Wiederaufbau der Geschäftstätigkeit besitzen 37 Prozent der Befragten, weitere 40 Prozent beobachten vorerst die aktuellen Entwicklungen. 23 Prozent der Firmen verfügt über keinen Handlungsplan. Für die Mehrheit der Unternehmen (73 Prozent) bilden die Endverbraucher die wichtigste Zielgruppe für den Wiederaufbau, bei 28 Prozent der Teilnehmer sind die Unternehmen primäre Geschäftspartner, bei 12 Prozent der Befragten stehen die ausländischen Firmen im Zusammenhang mit Exportgeschäften im Vordergrund.
19 Prozent der befragten Unternehmen planen wieder an den Ausschreibungsverfahren teilzunehmen. Mehr als Drittel (37 Prozent) der Firmen benötigt zwischen sechs und zwölf Monate zum vollständigen Hochfahren der Geschäfte. 27 Prozent sieht ihre Aktivitäten erst in einem bis zwei Jahren auf Vorkrisenniveau. 19 Prozent haben die Zeit bis zur Erholung von den Pandemiefolgen auf drei bis sechs Monate eingeschätzt.
Bankkredite gehören für knapp die Hälfte der Firmen zu besonders gefragten Finanzinstrumenten für den Wiederaufbau. 34 Prozent wollen Eigenkapital einsetzen, 31 Prozent plant Subventionen bzw. Vorzugskredite über die Wirtschaftförderungsstrukturen zu erhalten.
Im Zusammenhang mit der Studie wies der Präsident der HIK Russlands Sergey Katyrin auf die Bedeutung staatlicher Hilfe für die Unternehmen während der COVID-19-Pandemie hin. „Die Umfrageergebnisse zeigen, dass mehr als ein Drittel der Unternehmen für den Wiederaufbau die Subventionen vom Staat benötigt. Für weitere 24 Prozent ist zudem eine Sicherheit im Absatzgeschäft sowohl in bereits erschlossenen sowie neuen Märkten besonders wichtig. Eine Mehrzahl (40 Prozent) sieht vor allem die Reduzierung der Steuerlast als dringend notwendig an“, betonte der russische Kammer-Chef Katyrin.
Russische Föderation: Fördermaßnahmen für Wirtschaft und Unternehmen
Im Zuge der COVID-19-Pandemie hat die russische Regierung mehrere Maßnahmenpakete zur Unterstützung von kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) verabschiedet. Die Unternehmen aus diesem Sektor gelten als pandemiebedingt besonders beeinträchtigt und haben demnach einen Anspruch auf den Miet- und Steueraufschub mit Ausnahme der Mehrwertsteuer. Zusätzlich wurde eine temporäre Sperre für Insolvenzverfahren verhängt. Die Banken stellen den Firmenkunden ein Kreditprogramm mit Nullzinssatz für die Lohnfortzahlungen zur Verfügung. Zu den Unterstützungsmaßnahmen gehören außerdem monatliche Subventionen für KMU, Kreditprogramme für sozial ausgerichtete NGOs sowie Steuerrückerstattung für Einkommenssteuer für die Selbständige.
Seit Juni 2020 wird in Russland der nationale Plan für Wirtschaftsaufbau erarbeitet. Führende Wirtschafts- und Unternehmensverbände, darunter Handels- und Industriekammer der Russischen Föderation, Russischer Verband der Industriellen und Unternehmer (RSPP), Delowaja Rossija und Opora Rossiji haben hierfür ihre Vorschläge an die russische Regierung gerichtet.
Information zur Umfrage
Das Online-Umfragepanel „Nationales Business-Baromether“ der HIK Russlands wurde am 14.04.2020 vor dem Hintergrund der COVID-19-Pandemie gestartet. Die Befragung erfasst die aktuelle Stimmung und die Geschäftslage der Unternehmen in 83 russischen Regionen während der Pandemie.
Von Mitte April bis Anfang Juli wurden drei Umfragen mit folgenden Teilnehmerzahlen durchgeführt:
1. Umfrage (16.04.2020) – 25 Tsd. Unternehmen
2. Umfrage (20.-26.04.2020) – 22 Tsd. Unternehmen
3. Umfrage (17.-29.06.2020)– 27 Tsd. Unternehmen
Die Teilnehmerstruktur der dritten Umfrage stellt sich wie folgt zusammen:
– nach Unternehmensgröße*: Kleinstunternehmen (37%), kleine Unternehmen (45%), mittlere Unternehmen (16%), große Unternehmen (2%);
– nach Position der Umfrageteilnehmer im Unternehmen: Gründer bzw. Eigentümer (72%), Top-Manager (20%) , mittlere Führungsebene (6%);
– nach Branchen: Dienstleistungen (36%), Handel (37%), Industrie (19%), Gastronomie (7%), Bauwesen (7%), Tourismus (5%), Logistik (5%), Bildung (5%), Service-Dienstleistungen (4%), Landwirtschaft (4%), Immobilien (3%), Druck- und Verlagswesen (3%), IT-Dienstleistungen (3%).
* Klassifizierung nach Unternehmensgröße in Russland:
– Kleinstunternehmen (bis 15 Mitarbeiter, < 120 Mio. Rubel Umsatz)
– kleines Unternehmen (16-100 Mitarbeiter, < 800 Mio. Rubel Umsatz)
– mittleres Unternehmen (101-250 Mitarbeiter, < 2 Mrd. Rubel Umsatz)
– großes Unternehmen (251-1000 Mitarbeiter, > 5 Mrd. Rubel Umsatz).